Montag, 8. September 2014

(Zu) viele Gleissperrschuhe: Friesach, 1987

Von Friesach aus gab es 1987 auf beiden Seiten noch Felderstreckenblock, wie man auf dem folgenden Bild des Befehlswerks in der Fahrdienstleitung sieht. Am Befehlswerk braucht man deshalb eineinhalbmal so viele Blockfelder: Statt der vier Felder Ba+Fa+Fa+Ba je Bahnhofsseite sind sechs erforderlich, nämlich jeweils Ss+Ba sowie Fa für das ankommende Streckengleis und Fa sowie Ba+A (oder Hb+A) für das abgehende – insgesamt benötigt man also 12 statt 8 Felder. Am Friesacher Befehlswerk waren auch noch die äußersten Plätze von zwei Zustimmungsfeldern belegt, sodass die beiden Ss-Felder als Aufsatzfelder oberhalb der Ba-Felder montiert wurden:

Befehlswerk, Fdl, Friesach, 2.8.1987

Ergänzung 15.11.2014: Den Sperrschuhschlüssel in seinem Schieberschloss habe ich hier herausvergrößert – man erkennt die Aufschrift "SP 4":

Schieberschloss am Befehlswerk, Fdl, Friesach, 2.8.1987

Hier sieht man noch einmal (ein wenig schief) die rechte Seite des Befehlswerks:

Befehlswerk, Fdl, Friesach, 2.8.1987

Auf dem Aufsatz des Blockapparats war die Signalanzeige montiert. Die wenigen Tasten dienen nur dem Stellen des Ersatzsignals (früher Signal 29 oder genauer 29b):

Signalanzeige, Fdl, Friesach, 2.8.1987

Am Stellwerk 1 stand ein ziemlich erwartbarer Blockapparat. Interessant sind nur die beiden Zustimmungsfelder – beim Stellwerk 2 werden wir sehen, dass jedes der beiden Felder aus einem anderen Grund vorhanden war. Am Blockapparat ist hier gerade ein Befehl für eine Einfahrt eingelaufen (Be-Feld ist weiß), der Stellwerker hat die die Fahrstraße aber noch nicht festgelegt (Ff-Feld ist auch noch weiß):

Blockapparat, Stw.2, Friesach, 2.8.1987

Wunderschön waren die Knaggen für die Signale rot ausgelegt – auf vielen anderen Stellwerken man sich diese farbliche Kennzeichnung erspart. Die Abhängigkeit zu den Zustimmungsfeldern erfolgt hier noch mechanisch, was man daran sieht, dass für Gleis 3 und 4 die Signalknaggen jeweils anders unmgelegt werden mussten als für die anderen Gleise. Genauer gesagt, ist die Zustimmung bei Gleis 3 sowohl für eine Einfahrt als auch für eine Ausfahrt nötig, während am Gleis 4 eine Zustimmung vom Stellwerk 1 nur für eine Einfahrt benötigt wird:

Signalknaggen, Stw.2, Friesach, 2.8.1987

Ein wenig später ist die Fahrstraße für die Einfahrt festgelegt, und das Einfahrsignal samt seinem Vorsignal steht auf Frei:

Signalanzeige und Stromversorgung, Stw.2, Friesach, 2.8.1987

Die Fahrstraßenknaggen unterhalb des Gleisanzeigers waren ebenso perfekt wie die Signalknaggen farblich ausgelegt, nur hier dunkelgrün (das man leider etwas schlecht erkennt) statt rot. Oben am Aufsatz über dem Gleisanzeiger sind die beiden Löschtasten für das Ersatzsignal (für das Zurücknehmen durch den Stellwerkswärter im Notfall) angebracht. Im Gegensatz zur Fahrdienstleitung erkennt man hier auch, dass nur am Ausfahrsignal R2 für das durchgehende Hauptgleis ein Ersatzsignal angebracht war:

Gleisanzeiger, Stw.2, Friesach, 2.8.1987

Bei etwas kühlem Wetter – trotz Anfang August – habe ich dann das Stellwerk auch noch von außen fotografiert (mitten auf den Gleisen stehend – mhm):

Stellwerk 2, Friesach, 2.8.1987

Die folgenden Bilder zeigen Sperrschuhe – aber ich muss gestehen, dass ich aus dem Gleisplan bei sporenplan.nl und aus meinen Fotos nicht ganz klug werde, welcher Sperrschuh hier wie gestellt und gesichert war.

Dieser Sperrschuh – dessen Nummer ich nicht erraten will – war jedenfalls von einer deutschen Bauart, die mit einem Griff direkt am schweren Gußteil abgelegt werden kann (statt des "Fühlhebels" der üblichen Südbahn-Bauart). Wegen der A/C-Abhängigkeit zur Verzweigungsweiche sind zwei Schlösser nötig. Es mag sein, dass das der Sperrschuh hinter der Weiche 53 ist, die in die Gleise 7, 9 und 11 führt:

Sp 1, Friesach, 2.8.1987

Der folgende Sperrschuh, von der selben Bauart, hat jedenfalls die Nummer 2. An ihm fehlt der Griff, weil er vom Stellwerk ferngestellt ist, wie man am Einheitsantrieb im Vordergrund erkennt. Trotzdem ist auch hier ein Schloss montiert, das ziemlich sicher ebenfalls bei abgelegtem Sperrschuh den Schlüssel für die zum Sperrschuh führende Weiche freigibt (der Sperrschuh muss dann in abgelegter Stellung versperrt sein, sodass das Stellwerk ihn nicht auflegen kann und damit an feindlichen Fahrten gehindert wird) – oder eben, wenn der Sperrschuh 1 davon abhängt, den Schlüssel dafür:

Sp 2, Friesach, 2.8.1987

Hier sehen wir den Blockapparat des Stellwerk 2. Hier ist nun schriftlich fixiert, was wir uns schon am Stellwerk 1 aufgrund der Signalknaggen überlegt haben: Die Zustimmung für Gleis 4 ist nur bei einer Einfahrt nötig ("v.St.Veit"), während sie beim Gleis 3 sowohl bei Einfahrten wie auch Ausfahrten gegeben werden muss ("v.u.n.St.Veit"). Auf einem leeren Platz ist ein "Hilfsschalter W/Sp.3" mit einem kleinen Schlüssel sowie Zählwerk angebracht. Das läßt vermuten, dass es hier eine elektrische Freigabe für diesen Sperrschuh (auf der gegenüberliegenden Seite) gab – allerdings finde ich kein passendes Blockfeld, keine Schalter, kein Gar nichts ... Auch hier sind die Signalknaggen wunderschön rot ausgelegt:

Blockapparat, Stw.1, Friesach, 2.8.1987

Auf dem folgenden Bild sehen wir die ganze Hebelbank. Der Raum unter dem Blockapparat dient, wie häufig, als Lagerplatz (und sieht eher wie eine Müllhalde aus), der Platz zwischen Blockapparat und Gleisanzeiger ist die ideale Ablage für die Dienstmütze:

Blockapparat und Hebelbank, Stw.1, Friesach, 2.8.1987

An der Wand war über der Stromversorgung die Signalanzeige samt Gleisplan angebracht. Man muss zuerst einmal festhalten, dass der Kleiderkasten schön blöd steht – wenn eine der Sicherungen dahinter ausfällt, wird's unangenehm. Auf dem Gleisplan sieht man die Gründe für die oben erwähnten Zustimmungen:
  • Im Gleis 3 liegt die Weiche 9 innerhalb des Ausfahrsignals, daher ist für jede Fahrt (Einfahrt als auch Ausfahrt) auf diesem Gleis die Zustimmung nötig, dass diese Weiche in der Grundstellung steht.
  • Beim Gleis 4 ist die Zustimmung hingegen nur nötig, weil das Gleis vom Stellwerk 2 schlecht einzusehen ist (denke ich mir; so richtig überzeugt bin ich von diesem Argument nicht).
Oben in Gleis 6 und 8a sieht man den doppelten Gleissperrschuh, dessen eine Hälfte "Sp 2" wir vorher gesehen haben. Interessant ist noch das Gleis 5b, das früher durchgehend war (siehe den Gleisplan bei sporenplan.nl), nun aber ein Stumpfgleis war, aus dem aber trotzdem nach Süden noch Ausfahrten möglich waren:

Signalanzeige und Stromversorgung, Stw.1, Friesach, 2.8.1987

Auf dem Bedien- und Überwachungspult für drei Schrankenanlagen sieht man auch die Anschlussbahn Nagele, die das Za-Feld in Wildbad Einöd erforderte:

Schrankenüberwachung, Stw.1, Friesach, 2.8.1987

Hier sind die Fahrstraßenknaggen noch viel schöner (und heller) mit grüner Farbe ausgelegt:

Gleisanzeiger, Stw.1, Friesach, 2.8.1987

Zuletzt sieht man auf diesem Bild des Bahnhofsgebäudes ganz links die Friesacher Burg hervorlugen, die vor vielen Jahren die Landesausstellung beherbergte:

Bahnhof, Friesach, 2.8.1987

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