Montag, 2. April 2012

Semmering - bastelfreudige Fahrdienstleiter und ein unvergessliches Rennen

Am 2.7.1983 habe ich gemacht, was jeder anständige Eisenbahnfreund des öfteren tun sollte: Ich bin auf den Semmering gefahren. Zuerst habe ich beim Weinzettelwand-Tunnel Züge abgepasst:

Weinzettelwand-Tunnel, 2.7.1983

Aufwärtsfahrend:

Weinzettelwand-Tunnel, 2.7.1983

Abwärtsfahrend:

4010.14 als Ex154, Weinzettelwand-Tunnel, 2.7.1983

4010.18 als Ex136, Weinzettelwand-Tunnel, 2.7.1983

4010.18 als Ex136, Weinzettelwand-Tunnel, 2.7.1983

In der Zugspause habe ich noch das Einfahrsignal B (am Gegengleis) von Breitenstein im Tunnel abgelichtet:

Einfahrsignal B von Breitenstein im Weinzettelwand-Tunnel, 2.7.1983

Beim kurzen Rückmarsch nach Breitenstein fand sich Zeit für ein Panoramafoto:

Blick auf Breitenstein, 2.7.1983

In Breitenstein gab's ein wenig Zugverkehr ...

1042.704, Breitenstein, 2.7.1983 11:25

1042.585 und noch eine 1042 mit Güterzug, Breitenstein, 2.7.1983

... und ein Stellwerk. Dieses Stellwerk wird eigentlich vom Semmering aus ferngesteuert – ich weiß nicht mehr, wie ich es aufgenommen habe (durch eine Glastür??). Bemerkenswert sind die Tuscheverzierungen am Holzrahmen – da war jemand irgendwann einmal eher langweilig:

Stellwerk, Breitenstein, 2.7.1983

Leider auch unscharf eine abwärtsfahrende Doppeltraktion:

1042.599 + 1044.69 mit Eilzug, Breitenstein, 2.7.1983 11:40

Am Semmering war ich dann bei zwei Fahrdienstleitern beim "Eisenbahnspielen". Zuerst einmal hatten sie das Problem, dass in Breitenstein die Lampe eines Vorsignals ausgefallen war. Dadurch ging beim Stellen jeder Fahrstraße über dieses Signal der Wecker los (oder erst bei der Zugfahrt??). Nun gibt es dafür die WUT, die "Wecker-Unterbrechungs-Taste" – aber auf einem Stellwerk mit Panoramatafel wie jenem am Semmering ist diese WUT an der Panoramatafel angebracht, weil sie ja nur bei Störungen benötigt wird. Es ist also nötig, bei jeder Fahrt vom bequemen Bürostuhl vor dem Stellpult aufzustehen, den Tisch mit dem Stellpult zu umrunden und die WUT zu drücken. Nach einigen derartigen unangenehmen sportlichen Betätigungen hatten die Herren eine Idee, wie das Problem fortschrittlicher gelöst werden könnte – man sieht das Ergebnis auf dem folgenden Foto (beachtenswert ist die Schnurführung im Detail – wie Stellwerkstasten als Führungselemente verwendet werden können):

Panoramatafel rechts, Zentralstellwerk Semmering, 2.7.1983

Das folgende Bild zeigt das Stellpult sowie die Mitte der Panoramatafel, unten den Bahnhof Semmering, oben ganz links noch ein Stück von Eichberg (wo gerade eine Ausfahrt steht) und in der Mitte Klamm-Schottwien:

Panoramatafel, Stellwerk Semmering, 2.7.1983

Links auf der Panoramatafel ist Eichberg, unten nocheinmal Semmering. Der Güterzug 44067, für den im vorherigen Bild die Ausfahrt in Eichberg gestellt war, hat Eichberg mittlerweile verlassen und kämpft sich nach Klamm-Schottwien hoch:

Panoramatafel, Stellwerk Semmering, 2.7.1983

Einige Zeit später hat er den Semmering erreicht, wo wir sehen, dass die Vorspannlok abgekuppelt wird: Ein Verschubfahrstraße ist von Gleis 1 auf Gleis 2 (das unterste Gleis) gestellt, und die Rotausleuchtung zeigt, dass die Vorspannlok schon Gleis 2 erreicht hat. Der etwas komplizierte Spurplan am Westende des Bahnhofs mit zwei Kreuzungen über das Verbindungsgleis hat übrigens eine etwas sonderbare Darstellung der Gleise auf der Panoramatafel zur Folge mit einem "zerstückelten" Gleis:

Panoramatafel, Stellwerk Semmering, 2.7.1983

Danach gab's einen kleinen Krimi, und einer der beiden Fahrdienstleiter hat dabei eine Wette verloren: Als nächster Güterzug kam nämlich der 95039 der Berg herauf, und hinter diesem der Schnellzug 153, ein 4010er (soviel ich mich erinnern kann). Auf der Vorspannlok des 95039 war der "Franz" als Lokführer tätig, und der Franz war offenbar bekannt dafür, dass er nicht übermäßig schnell den Berg hinauffuhr. Dadurch "stellte" er den 153 bei diversen Blocksignalen, das heißt, der leichte Schnellzug fuhr immer wieder auf ein Vorsicht zeigendes Vorsignal und musste sich einbremsen. Nach zwei, drei solchen Vorkommnissen schritten die Herren Fahrdienstleiter zur Tat: Da an diesem Samstagnachmittag längere Zeit kein Gegenzug zu erwarten war, konnten sie – Gleiswechselbetrieb! – den 153 über das rechte Streckengleis, also das Gegengleis, den Semmering hinaufziehen lassen. Gesagt, getan: Hier sehen wir die Fahrstraße in Breitenstein, auf der der von links kommende 153 vom linken auf das rechte Streckengleis wechseln wird (die ingeniöse WUT-Konstruktion ist übrigens wieder abgebaut – der Signalmeister hatte offenbar die durchgebrannte Lampe in Breitenstein in der Zwischenzeit ersetzt):

Panoramatafel, Stellwerk Semmering, 2.7.1983

Nun konnte der Franz diesen bevorstehenden Überholvorgang aber im Voraus erkennen, weil er ja sah, wie durch den Richtungswechsel die Blocksignale am Gegengleis auch auf frei gingen – und das stachelte seinen Ehrgeiz an: Der 95039 legte merklich an Tempo zu. Das musste natürlich zu einer Wette führen: Der eine der beiden Fdls sah den Franz am Gewinnen, der andere meinte, der 153 würde das spielend wettmachen und vorher am Semmering einfahren. Die Spannung war zum Greifen – naja, nicht wirklich, es war halt doch ein normaler, eher langweiliger Samstagnachmittag. Wir haben halt gewartet und zugeschaut, wie die beiden den Semmering zur Rennstrecke machten. Am Ende war's der Franz, der das Rennen für sich entschieden hat – hier das Zielfoto:
  • Oben, am Regelgleis, die Rotausleuchtung des Güterzugs, der gerade die Einfahrweichen befährt – das Signal ist schon auf Halt zurückgefallen und die Zugnummer ins Bahnhofsgleis gesprungen.
  • Unten, am Gegengleis, der 153, irgendwo zwischen Vorsignal und Hauptsignal unterwegs und also noch ein gutes Stück vor der Ziellinie (übrigens sieht man hier, dass das Vorsignal auf "Vorsicht" festgelegt ist – es zeigt ja gelb, wie das gegenüberliegende Vorsignal, aber sein Hauptsignal ist frei; und direkt neben dem Vorsignal leuchtet der gelbe Festlegemelder. Wieso das so ist, ist mir und meinem Tagebuch leider entfallen; eine Möglichkeit: Es wurde eine "kurze Einfahrt" ohne Schutzweg gestellt, damit danach am anderen Bahnhofsende ohne Auflösen des Schutzweges eine Ausfahrt auf das linke Regelgleis möglich wurde):

Einfahrt 95037 und 153, Stellwerk Semmering, 2.7.1983

Hier noch der strahlende Sieger – der Protagonist ist am Führerstand im karierten Renn-Outfit erkennbar:

1042.585 + 1042.588 mit 95039, Semmering, 2.7.1983

In der Zeit bis zum nächsten Zug habe ich das Ghega-Denkmal am Semmering noch abgelichtet.

Semmering, 2.7.1983

Und dann war ich noch ein paar Minuten in Mürzzuschlag auf den Bahnsteigen unterwegs:

5044.12 als 2987, Mürzzuschlag, 2.7.1983

Hier sieht man eine sehr ausgebleichte meiner Freundinnen – nicht mehr wirklich eine Augenweide, und die Klebeziffern unter dem Flügelrad lassen auch das gewisse Etwas vermissen:

1042.526 vor 4025, Mürzzuschlag, 2.7.1983

Da sieht ihre Schwester ohne Flügelrad, aber mit Metallziffern denn doch ein gutes Stück besser aus:

1042.672 zieht weg von 2915, Mürzzuschlag, 2.7.1983

Und zum Schluss noch ein Denkmal, das in Mürzzuschlag vor sich hin steht:

Denkmal 91.32, Mürzzuschlag, 2.7.1983

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